" … die Ohr"

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von Hans Gappenach

Im Jahre 1927 veranstaltete die Rübenacher „Cäcilia“ einen großen Sängerwettstreit. Als Preisrichter fungierte Erwin Lendvai, damals Dirigent der Koblenzer MGV „Rheinland“ und europäisch bekannter Komponist. Er war Ungar von Geburt und stand zeitlebens mit der deutschen Sprache ein wenig auf Kriegsfuß. Jakob Arenz, der vor einigen Jahren verewigte Sangesfreund, wusste sich noch an folgende nette Begebenheit aus dem Jahre 1927 zu erinnern.
Der Chorleiter eines kleinen Landvereins, ein alter Herr, hatte nach langer Hantierung dennoch auf seinem Stimmflötchen den falschen Ton erwischt und intonierte sein Lied eine Quint zu hoch. Er merkte es erst, als die Tenöre in Sopranhöhe fistelten und der Singsang nur mehr einem schrillen Pfeifen glich. Dann winkte er ab, drehte sich zum Richtertisch und wies kopfschüttelnd die Schuld dem Stimmflötchen zu. Landvai machte eine unmissverständliche Handbewegung, schnitt ihm das Wort ab, ehe er überhaupt zu sprechen begonnen hatte und rief – dabei auf sein übergroßes Hörwerkzeug deutend – quer durch Ferbers Saal, mehr lustig als gram: „ … und wo bleibt die Ohr?“

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